In den Neumarkter Nachrichten erschien ein Interview mit Pfarrer Seger.
Fast genau 18 Jahre ist es her, dass der "Influencer Gottes", Carlo Acutis, in Italien starb. Eine Blutkrebserkrankung raffte ihn im Altern von nur 15 Jahren dahin. Im Pfarrgottesdienst am Sonntag, 27. Oktober um 10 Uhr in der Kirche St. Willibald in Neumarkt-Woffenbach wird nun eine Reliquie ersten Grades des seligen Carlo Acutis begrüßt. Die Zeitung sprach darüber mit dem Woffenbacher Pfarrer Roland Seger.
Was ist der Grund, dass Carlo Acutis von der Kirche als verehrungswürdig anerkannt wurde?
Jung sein und fromm sein ist kein Widerspruch. Das zeigt Carlo. Er hat in seinem kurzen Leben eine intensive Freundschaft mit Jesus gepflegt, die in alle Richtungen ausgestrahlt hat. Die Kirche lädt uns ein, das auch mal so zu versuchen und selber heilig zu werden.
Was wissen wir über den jungen Mann?
Carlo ist ein Glaubenszeuge unserer Zeit. Er lebte von 1991 von 2006 in Italien. So normal er äußerlich erschien, so außergewöhnlich war seine herzliche Freundlichkeit, mit der er den Menschen begegnete, ob es Mitschüler waren, der Hausmeister oder Arme und Obdachlose, die er mit seinem Taschengeld unterstützte. Zu dieser Haltung fand er über seine besondere Beziehung zur Eucharistie. Sie war, wie er es selber ausdrückte, seine „Autobahn in den Himmel“. Seit seiner Erstkommunion verging kein Tag, an dem er nicht die heilige Messe besuchte. Seine Begabung im Umgang mit dem Computer und dem Internet nutzte er unter anderem, um eine Ausstellung über die kirchlich anerkannten eucharistischen Wunder zu erstellen. Die Ausstellung war vor zwei Jahren schon im Pfarrverband Neumarkt-West zu Gast.
Es ist ja schon etwas ungewöhnlich, dass ein Teenager so schnell selig- und jetzt dann auch heiliggesprochen wird...
In der Tat. Aber er war eben auf der „Autobahn zum Himmel“ unterwegs. Carlo verstarb am 12. Oktober 2006 im Alter von nur 15 Jahren. Bei seiner Beerdigung war die Kirche überfüllt von Menschen, denen er geholfen und im Herzen berührt hatte. Im Jahr 2020 wurde Carlo seliggesprochen, für das kommende Jahr ist seine Heiligsprechung vorgesehen. Der Vatikan hat bereits das für den Heiligsprechungsprozess nötige Wunder anerkannt, das Carlo Acutis‘ Fürsprache zugeschrieben wird.
Die Herzreliquie von Carlo Acutis ist seit Sommer an verschiedenen Orten in Europa zu Gast. Wieso kommt sie jetzt nach Woffenbach?
Hier liegt ein Missverständnis vor. Es handelt sich bei uns nicht um diese „Herzreliquie“ und sie ist auch nicht nur zu Besuch. Die Reliquie ist ein Geschenk des Bischofs von Assisi an uns, und sie bleibt hier. Am kommenden Sonntag werden wir sie willkommen heißen, ich werde in der Predigt etwas über Jesus und Carlo sagen. Am Ende der Messe kann sich jeder, der möchte, die Reliquie auflegen lassen.
Die Ausstellung von Reliquien, also von Leichenteilen, wird in der heutigen Zeit auch kritisch gesehen. Wie können Sie diesen Menschen einen Zugang zu dieser Form der Heiligenverehrung eröffnen?
Jede Zeit hat ihre spezifische Sicht auf bestimmte Dinge. Was heute gemeint wird, muss man nicht absolut setzen. Die Reliquienverehrung hat seinen Ursprung in der frühen Kirche, und auch da haben es die Christen nicht völlig neu erfunden. Viele von uns haben Dinge zuhause, die uns an Menschen erinnern, die uns nahestanden. Reliquien sind erst mal nichts Anderes als das. Für uns Glaubende ist eine Reliquie aber auch wie eine Lupe, die das wunderbare Wirken Gottes in der Welt bündelt. Ein 15jähriger, der sein Taschengeld hergibt, um Obdachlosen zu helfen. Wow.